Hallo,
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Die Tiere sind scheu - trifft teilweise zu, die Tiere werden in der Regel aber recht jung verkauft und sind noch sehr prägbar.
Unterschätze nicht, wie sehr eine Ratte von den Erfahrungen, die sie in den ersten 5-6 Lebenswochen macht (das ist ja oft das Alter, in dem Zooladentiere dann verkauft werden), geprägt wird.
Es ist ein komplett anderes Beispiel, aber ich habe hier Halbwilde. Mamas ausgesetzt, mit wilden Böcken gepaart und sie haben draußen ihren Nachwuchs bekommen. Die Babys waren 5-6 Wochen alt, als sie eingefangen wurden und das erste Mal mit Menschen in Kontakt kamen.
Zum Vergleich habe ich hier auch Halbwilde, die in Menschenhand geboren wurden, also Menschen von Anfang an kannten (also nur positiv kannten, nie schlechte Erfahrungen gemacht hatten).
Ich kann Dir sagen, dass die Ratten, die ihre ersten 5-6 Wochen draußen verbrachten, sehr viel scheuer waren/sind und sehr viel länger brauchten, bis sie wenigstens ein bisschen auf den Menschen zugingen, wie die anderen.
Ich habe in diese Richtung leider selbst keine Beispiele von Farbratten (aber vielleicht andere User?), gehe aber schon davon aus, dass gerade die Phase innerhalb der ersten 5-6 Wochen enorm wichtig ist für das spätere Verhältnis zum Menschen und die Charakterentwicklung in Bezug auf den Menschen.
Man sagt auch nicht umsonst, dass man Rattenbabys anfangen soll an den Menschen zu gewöhnen, solange sie die Augen noch zu haben, also sehr früh, und dass es später schwieriger wird, sie zu zähmen.
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Ich hab jetzt mal ne halbe Stunde meinen Monitor angestarrt und bin zu dem Schluss gekommen, das das Hauptproblem bei dieser Thematik für mich darin besteht, das man immer wieder liest, das Zooladentiere so krank sind.
Notfellchen sind nicht vom Himmel gefallen! Sie stammen in den meisten Fällen aus Zooläden bzw. sind Zooladenschwangerschaften. Deswegen können sie wohl schlecht gesünder sein!
Es geht hier nicht so sehr um Krankheiten, die durch Vererbung einfach da sind. Denn es ist richtig, dass da im Grunde alle Ratten gleich vorbelastet sind: Viele Zooladentiere stammen sicher aus Inzucht und viele unserer Notfellchen stammen genauso aus Inzucht (keine Geschlechtertrennung im Zooladen oder zu späte Geschlechtertrennung von irgendwem ohne Rattenahnung und Geschwister und Eltern paaren sich munter miteinander => sowohl im Zooladen, als auch bei Notfällen oft Inzucht und schließlich stammen viele Notfellchen über Umwege aus dem Zooladen). Würde Inzucht bei Ratten schnell zu großen Problemen führen, dann hätten viel mehr unserer Ratten damit bzw. mit den dadurch bedingten Krankheiten zu kämpfen.
Fakt ist aber, dass Tiere aus Zooläden recht häufig niesen, Milben oder anderes Ungeziefer haben oder eben trächtig sind (letzteres natürlich keine Krankheit, aber auch unter "unerwünschtes beim holen neuer Ratten" einzuordnen). Im Tierheim sind die Tiere schon mal von einem TA untersucht worden und ggfs. gegen Milben oder andere Parasiten behandelt und sitzen erst mal eine Schwangerschaftsquarantäne ab, bevor sie abgegeben werden.
Also auch hier (wie schon beim Charakter ob scheu oder nicht):
Man bekommt im Tierheim nicht die Katze im Sack, sondern weiß, worauf man sich einlässt.
(Natürlich gibt es auch hier Ausnahmen. Es sind genauso wenig alle Tierheime total toll, veranwortungsbewusst und ehrlich, wie alle Zooläden total schlecht sind. Ausnahmen bestätigen die Regel, heißt es ja so schön. 
Bei Tierheimen ist es oft aber auch mangelndes Wissen über Ratten, was dann dazu führt, dass Krankheiten nicht erkannt werden oder die Tiere im TH ungeeignet untergebracht sind. Hier liegt es an uns Rattenhaltern, THs im Zweifel aufzuklären, wenn wir so etwas erfahren.)
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Es sind Spontankäufe weil mir die Tiere leid tun und ich gerade noch Platz habe. Inzwischen bin ich zumindest schon so weit nur Rattis mitzunehmen die wirklich erbärmlich aussehen.
Spontankäufe sind genau das, wogegen man sich einfach versuchen muss zu wappnen, auch wenn es manchmal verdammt schwer fällt.
Ich stand auch vor ca. 2-3 Monaten in einem Zooladen und in einem Aqua saß ein einsames, kleines Rattenweibchen, eine wunderschöne Black hooded (und für Black hoodeds hab ich eh neben allem, was Agout ist, eine Schwäche). Sie kuschelte sich in ein Versteck aus ein paar Backsteinen, weil sonst keiner mehr zum kuscheln da war.
Ich habe die kleine Maus lange und traurig angeschaut. Mir gingen auch Gedanken durch den Kopf wie "Die sitzt da so alleine und ist "ein gefundenes Fressen" für jemanden, der sich nur eine Ratte kaufen will. Selbst wenn jetzt ein Käufer mehrere Rattenweibchen will und sie sitzt da so alleine, nimmt er womöglichnur sie mit und dann bleibt sie ihr Leben lang alleine". Dann bin ich aber doch gegangen, habe aber noch lange an sie gedacht.
Was wäre passiert, wenn ich sie gekauft hätte?
Der Zooladenbesitzer hätte gleich am nächsten Tag neue Rattenweibchen bestellt, weil so ein Aqua kann man ja nicht einfach leer rumstehen lassen. Es könnte ja ein Kunde kommen, der Rattenweibchen haben will und dann hat man keine da.
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Meine letzte die ich dort geholt habe war schwanger und total unterernährt. Und ehrlich gesagt, so ein tolles Weibchen hatte ich noch nie. Sie ist von Anfang an extrem zutraulich gewesen und fing sofort an meine Hände abzuschlecken. Man hat sofort gemerkt, das sie bis vor kurzem noch ein nettes Heim hatte. Wenn man mal von der Tatsache absieht, das sie mit einem Männchen zusammen gehalten wurde, schwanger wurde und deswegen im Laden abgegeben wurde.Die letzten 2 "echten" Notfelle die ich aufgenommen habe waren das totale Gegenteil. Sie waren/sind extrem scheu und es war ein hartes Stück Arbeit sie halbwegs zahm zu bekommen.
Hier würde ich sagen: Einmal Glück und einmal Pech gehabt. Oder glaubst Du wirklich, es hätte nicht genausogut anders herum sein können?
Außerdem stellt sich mir dann die Frage, wo Du die beiden Notfellchen genau her hattest und wie genau Du Dich vorher über sie informiert hast. Denn es ist dabei natürlich ein Unterschied, ob sie aus einem TH, von einem ordentlichen Vermittler oder aus einer privaten Kleinanzeige von Person xy stammen. Dass Person xy manchmal nicht besser ist als ein Zooladen, was die Ehrlichkeit angeht (womit ich keineswegs alle Kleinanzeigen über einen Kamm scheren möchte!), kommt nunmal auch mal vor. Sie will die Tiere vielleicht loswerden, weil sie mit ihnen beim Zähmen irgendwann Mist gebaut hat und sie nun nicht mehr zahm bekommt oder sie krank sind.
Nicht jeder ist dann so verantwortungsvoll, den zukünftigen Übernehmer darauf hinzuweisen (weil er sie logischerweise dann nicht oder zumindest nicht so schnell losbekommt).
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Wenn ich auf der Suche nach Ratten bin schaue ich in Foren, Kleinanzeigen und frage in den Tierheimen nach!
Wichtig bei der Rattensuche ist immer, dass man sich selbst erstmal klar ist, was man will: Welches Geschlecht man aufnehmen kann, ist meist klar, aber dann folgt die Frage, ob einem das Alter der Ratten wichtig ist, der Charakter oder ob man noch auf äußere Merkmale schaut (Farbe oder evtl. Behinderungen).
Ich denke, man kann sich hinterher nur darüber "beschweren", dass die Ratten, die man aufgenommen hat scheu oder sonstwas sind, wenn man das alles vorher nicht klar für sich definiert hat bei der Rattensuche (und hier kann nur Suche stehen, weil es natürlich auch den anderen Fall gibt, dass die Ratten quasi von alleine zu einem kommen oder einem Ratzen im TH leid tun und man die einfach mitnimmt und dann liegt der Fall natürlich anders).
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P.S. Ist es in Deutschland nicht verboten Futtertiere lebend zu verkaufen? Dann dürfte der Händler doch garkein Preisschild für Futtertiere haben!
Wie der rechtliche Hintergrund dazu aussieht, weiß ich zumindest im Moment nicht sicher auswendig. Aber mit etwas Recherche müsste sich da sicher diesbezüglich ein Gesetzestext finden lassen, was zutrifft.
Und hier jetzt bitte aufpassen, dass keine Diskussion über Futtertiere, Verfütterung und dergleichen angefangen wird.
Wir diskutieren hier schließlich gerade so schön das Pro und Contra von Zooladenkäufen.