Hi,
ich würde das andererseits nicht unbedingt überbewerten. Man neigt dazu, Entwicklungen zu sehen, wo es keine echten Entwicklungen gibt. Es wird manchmal (etwas irreführend) gesagt, die mittlere Lebenserwartung der Ratte liege "bei 2-3 Jahren", und ich glaube, das stimmt einfach so nicht. Meiner Erfahrung aus dem Bekanntenkreis und von meinen eigenen Nasen her müßte man korrekt sagen "die Lebenserwartung liegt im Mittel bei 2, maximal bei 3 Jahren". Und dann stellt sich die Sache etwas anders dar.
Meine ersten Ratten wurden allesamt über 2 Jahre. Die erste starb mit 25, die zweite mit 27, die dritte mit 29 und die letzte mit 33 Monaten. Bei einem Tier, dessen mittlere Lebenserwartung bei 2 Jahren liegt, hatte ich also riesiges Glück. Denn wenn die Mitte eher bei 2 als bei 3 Jahren liegt, heißt das, daß für jeden kleinen "Methusalem" leider statistisch auch irgendwo ein Näschen deutlich früher verstirbt, sonst wäre der Mittelwert höher. Und im Bekanntenkreis gab es viele Fälle, wo Tiere mit 18, manchmal sogar nur 13-15 Monaten gestorben sind. Das ist nichts, was in den letzten 2-3 Jahren akut zugenommen hätte. Mein aktuelles Rudel ist derzeit recht gesund und munter, aber bei einer regelmäßigen "Trompeterin" habe ich langsam den leisen Verdacht auf Mykos. Sie ist jetzt gut ein Jahr alt, und wenn es wirklich jetzt schon Mykos sind, wird sie wohl keinesfalls 3 werden. Damit muß ich leben.
Das heißt nun nicht, daß es nicht anfälligere "Linien" geben kann, insbesondere weil die Entstehung der Farbratte eng mit der Laborratte verknüpft ist, und dort legt man Wert auf möglichst geringe genetische Vielfalt. Sprich, Inzucht war weit verbreitet bei den Ahnen der Nasen. Wenn jetzt im Zuge von Zucht auf bestimmte äußerliche Merkmale (Dumbos, Mode-Farben...) weitere Inzucht dazu kommt, tut das der Gesundheit der Tiere nicht gut. Aber ich würde nicht so weit gehen, zu sagen, daß insgesamt die Lebenserwartung der Farbratten heute deutlich niedriger ist als vor 10 Jahren. Übrigens sterben auch Hawis mitunter sehr früh, obwohl die nach der Theorie ja eigentlich "robuster" sein müßten. In freier Wildbahn dürfte die Lebensdauer selten mehr als 6-12 Monate sein, von daher gibt es auch keinen evolutionären Vorteil einer höheren Lebenserwartung.