Hallo liebe Rattzenhalter und -halterinnen
Ich beziehe mich hier auf die heutigen emails von Milena H., die mir einige Änderungstipps für die Tierhaltungsempfehlungen auf meiner Homepage *um Spam zu vermeiden Link entfernt* gab.
Zunächst möchte ich mich mal bei Euch ganz herzlich für die Kontaktaufnahme bedanken, denn ich bin grundsätzlich immer dazu geneigt, die von mir gegebenen Haltungsinformationen auf einem aktuellen Stand zu halten!
Nun zu den einzelnen Punkten:
Meine Größenangabe der Ratten mit 5 - 6 cm + Schwanz beruht auf einem Tipp- bzw. Kopierfehler und muß natürlich korrigiert werden Lustigerweise ist das in den letzten Jahren weder mir noch anderen Lesern aufgefallen
Lebenserwartung: Ich arbeite nun seit rund 30 Jahren mit Tieren und zu einem früheren Zeitpunkt wurden Ratten durchaus noch 3 - 4 Jahre alt (sogar auch mal 5 - 6 Jahre, aber das ist schon seeehr lange her). Schade, dass sich das mittlerweile auf 2 - 3 Jahre verkürzt hat.
Käfig-Mindestgröße: Die von mir vorgeschlagene Käfiggröße von 80 x 50 x 50 xm ist sicher veraltet und sollte korrigiert werden. Jedoch ist auch Eure Empfehlung mit 80 x 50 x 80 cm nicht mehr der neueste Stand. Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (TVT; TVT - Tier ) empfielt für 2 Ratten eine Mindestgröße von 100 x 50 x 80 bzw. 60 x 50 x 100 cm (LxBxH). Die Haltungsempfehlungen von Kleintieren werden aber derzeit überarbeitet und werden auf dieser HP in nächster Zeit aktualisiert. Der Trend wird wohl zu einem noch größeren Käfig gehen
Käfigstreu: Die Aussage in der email "Sägespäne als Einstreu sind suboptimal, da Ratten sehr leicht Atemwegserkrankungen bekommen" sehe ich unter einem sehr zwiespältigen Aspekt. Warum? Ratten leiden in den letzten Jahren recht häufig unter einer Viruserkrankung, die die Atemwege betrifft. Das, was die Atemwegsprobleme eigentlich auslöst, ist also sehr oft das Virus und nicht die Steu! Eine sehr staubige Streu kann allerdings die Symptome verschlimmern, insofern gebe ich Euch recht. Prinzipiell sollte man also immer auf eine staubarme Streu achten, was aber nicht bedeutet, dass man die Tiere auf Zeitungspapier halten muss oder sollte. Abzulehnen sind Sägespäne aus der Schreinerei, denn der Schreiner achtet bei seinem Holz in der Regel nicht auf die Schadstoffbelastung (lackierte Hölzer, behandelte Furniere, Pilzmittel, Insektenschutzmittel, etc.). Alles an entstandenen Hobelspänen kommt in den gleichen Sack und das ist das eigentliche Problem! Solche Sägespäne sind selbstredent für die Kleintierhaltung völlig ungeeignet. Eine geprüfte, für die Kleintierhaltung extra hergestellte Kleintier-Streu auf Spänebasis, wie sie der Fachhandel bietet, ist, bis auf wenige Ausnahmen, absolut gut geeignet und hat deutlich bessere Aufsaugeigenschaften als Zeitungspapier (Urin, verschüttetes Wasser, Flüssigkeiten aus Obst und Gemüse, etc.).
Aufgehängte Schlupfkästen: Ob ich jetzt einen Nistkasten für Wellensittiche aufhänge oder neuerdings einen extra produzierten "Nagerkasten" ist den Viecherln ganz sicher sowas von schnurz egal. Hauptsache, da hängt etwas, worin sie sich zurück ziehen und in Ruhe schlafen und kuscheln können! Etwas "ungeeignet" finde ich dann noch die Bemerkung, sowas bei Zooplus zu ordern, denn JEDER gute Fachhändler hat sowas heutzutage auf Lager. Ich verstehe, dass ihr Euer Forum auch irgendwie finanziert bekommen möchtet, denn die Forensoftware von vBulletin ist nicht gerade billig. Hier aber unter dem Tierschutzaspekt ausgerechnet auf jemanden zu verweisen, der, ungeachtet der Qualität, wirklich jeden Sch... für Tiere verkauft, halte ich, gelinde gesagt, für verfehlt.
Zu Kalk- und Salzlecksteinen hat unsere Amtstierärztin hier eine andere Meinung. Vor allem Kalksteine hält sie für alle Kleintierarten für notwendig und ich halte das aus meiner 30jährigen Praxiserfahrung heraus auch für wichtig! Zu viele Futtermittel haben eine kalkarme und dafür (stark) phosphorlastige Zusammensetzung. Hierzu braucht es dringend einen kalkbetonten Ausgleich, wenn man Knochenbau, Muskel- und Nervenprobleme verhindern will !! Im Allgemeinen wissen die Tiere die Kalkaufnahme sehr gut selbst zu steuern, also ist die Angst vor eine Kalk-Überdosierung abolut unbegründet. Über Salzlecksteine kann man streiten. Im allgemeinen sind sie bei einer ausgewogenen Ernährung nicht notwendig, denn, im Gegensatz zu Kalk, sind Salze in fast jedem Lebensmittel enthalten.
Noch eine Aussage aus der email: "Weiterhin ist ein "Freilandaufenthalt" mit das schlimmste, was man einer Ratte antun kann. " Was das angeht: Jein...
Ein sonst gut eingewöhntes Tierchen behutsam an die neue Umgebung gewöhnt, wird einen Aufenthalt im Freien durchaus als willkommene Abwechslung zu seinem eintönigen Käfigleben zu schätzen wissen. Natürlich muss darauf geachtet werden, dass die Tiere dabei nicht überhitzen und nicht Zugluft ausgesetzt sind. Angeschlagene oder gar kranke Tiere bleiben selbstredend besser im Haus. Soo empfindlich sind aber Ratten beileibe nicht, wie ihr das in diesem Forum an manchen Stellen hinstellt. Durch übertriebene Vorsicht kann man aber jedes Tier, genauso wie kleine Kinder, zu einem unselbständigen und kränkelnden Etwas umerziehen.
Hierzu noch eine kleine Anekdote: Als ich noch in der Ausbildung war, arbeitete ich zwecks kleinem Nebenverdienst hin und wieder als Bedienung in einer Diskothek. In der Zeit kam allabendlich ein junger "Punk" und gab dort seinen Mantel an der Garderobe ab. Es dauerte nicht lange, als der Gardobier entdeckte, dass der Manteltasche eine zahme Ratte entschlüpfte und so nach und nach ganz neugierig begann, die Garderobe zu erkunden. Eines nachts holte der Punk wieder mal seinen Mantel ab. Aber oh jeeeh, was für ein Schreck... Die heißgeliebte Ratte war weg... Sie hatte sich zu weit vom "ihrem" Mantel entfernt und war unauffindbar. Der Junge wartete tapfer bis zum Lokalschluss, aber nichts. Die Ratte blieb verschwunden. Kaum hatten wir ihn zur Kneipe herauskomplimentiert, wuselte eine aufgeregte Ratte über die nun leeren Garderobenstangen und suchte "ihren" Mantel. Ich nahm das Tierchen mit nach Hause und stellte fest, dass es wirklich ein superliebes, hochintelligentes und völlig gesundes, zahmes und vertrauensvolles Tierchen war. Am nächsten Abend wartete der "Punk" schon vor Lokalöffnung an der Tür und fragte aufgeregt nach seiner Ratte. Als ich kam, nahm er sein heißgeliebtes Tierchen überglücklich in Empfang. Die Ratte durfte weiterhin mit dem Mantel an der Garderobe abgegeben werden und: sie hatte gelernt, dass es nicht sehr ratsam ist, sich allzu weit von "ihrem" Mantel zu entfernen. Ab da blieb sie nämlich wieder ganz brav in der Manteltasche und holte sich nur ab und an die (rattengerechten) Leckerchen ab, die der Gardobier nun für sie bereit hielt
Nun aber wieder zur email: Selbstverständlich habe ich mir die Empfehlung "Rattima" angesehen (zumindest das, was man auf dem Bild erkennen konnte). Es ist nichts anderes als eine reichhaltige Körnermischung wie ich sie auch empfehle, die aber noch dazu reichlich mit (billigen) Gemüsekroketten gestreckt ist. Die Zusammensetzung rechtfertig m. E. nicht einen Kilopreis von 3,90 Euro, da der Inhalt für weniger als 1 Euro zu bekommen ist, wenn man die Mischung selbst herstellt.
email-Aussage: "Ratten dürfen keinen Kohl fressen, auf Grund der blähenden Wirkung,...". Diese Aussage ist grundlegend falsch! Hin und wieder ein Blättchen Kohl schadet keinem Tier. ABER: da in Kohl strumigene und somit schilddrüsen-beeinflussende Stoffe enthalten sind (google hilft bei der Begriffsuche weiter), sollte eine Kohl-Fütterung nur gelegentlich und in kleinen Mengen stattfinden. Desgleichen mit Hülsenfrüchten, die wegen ihrer Giftwirkung (Nachtschattengewächs, Solanin) genauso wie Kartoffeln nie frisch bzw. roh verfüttert werden dürfen.
email-Aussage: "Unkräuter sind für sie ebenso ungeeignet wie für Kaninchen o.ä." Diese Aussage ist leider völlig falsch!!! Was sonst haben Ratten und Kaninchen in freier Natur zur Verfügung als Unkräuter??? Es wachsen ja schließlich keine Pellets oder ähnlicher Kram im Freiland. Gerade für Kaninchen sind frische Wildpflanzen = Unkräuter sogar das Hauptfutter schlechthin! Ich sehe absolut keinen Grund, den Ratten inhaltsarme (und womöglich schadstoffbelastete) Gemüse und Salate zu füttern und stattdessen von Unkräutern aus dem Garten abzuraten! Ganz im Gegenteil!
email-Aussage: "Weiterhin ist ihre Empfehlung zur Eiweißzufuhr falsch. Ratten benötigen bei dem richtigen TroFu (eigentlich) kein zusätzliches Eiweiß. Möchte man seinen Ratten vll. doch einmal etwas gutes tun, z.B. mit einem Ei, dann max. alle 2-3 Monate".
Auch das ist nur seeehr bedingt richtig: Grundsätzlich gehören die Ratten zu den omnivoren Tieren, d. h. sie können Tierisches wie Pflanzliches gleichermaßen gut verdauen. Natürlich sollten Ratten überwiegend pflanzlich ernährt werden, aber sie benötigen zum Gesundbleiben auch tierische Eiweiße! Hierfür jedoch ausgerechnet die Eiweißbombe "Hühnerei" zu empfehlen, halte ich für wenig richtig. Ich habe meinen Ratten seit jeher mit bestem Erfolg 2 - 3 x die Woche ein Teelöffelchen voll Hüttenkäse, Quark oder Naturjoghurt verfüttert. Vor allem trächtigen und säugenden Weibchen! Fakt ist jedoch, dass leider ALLE Heimtier-Ratten aus den früheren Laborzuchten abstammen! Viele der Rattenstämme wurden für die Krebsforschung zur Tumorneigung regelrecht herangezüchtet. Das ist der eigentliche Grund für die häufige Tumorbildung bei den heutigen Ratten und auch Mäusen. Ich habe mich heute bei kompetenter Stelle erkundigt: die Aussage, dass eine häufige Fütterung von tierischem Eiweiß bei Ratten Tumore fördern würde, ist wissenschaftlich NICHT erwiesen und gilt auch unter Fachleuten als sehr umstritten!
Katzentrockenfutter als Ratten-Leckerli zu empfehlen, so wie ihr das bei den Grundlagenempfehlungen macht, und vor Eiweißgaben zu warnen ist etwa so wie Eulen nach Athen tragen. Katzen haben als reine Fleischfresser naturgemäß einen recht hohen Eiweißbedarf und der liegt demnach in einem guten Trockenfutter bei gut über 30%! Desgleichen der Fettgehalt ( > 20%)! Wenn schon Trockenfutter, dann besser das weniger eiweiß- und fetthaltige Hundetrockenfutter (20 - 25% Eiweiß und 10 - 15% Fett), das zudem noch mehr pflanzliche Stoffe (Getreide) enthält als Katzenfutter. Grundsätzlich würde ich für Ratten keines von beidem wirklich empfehlen!
email-Aussage: "Ratten nur eine Stunde am Tag laufen zu lassen, ist zu wenig. Besser sind 2-6 Stunden..."
Was die Freilaufzeit angeht, da sind wir uns ja scheinbar sehr einig: ich schrieb in meinem pdf von mindestens 1 - 2 Stunden täglich. Bei Euch im Forum lese ich nichts anderes In beiden Fällen liegt die Betonung auf "mindestens"
Naja, und was die Rudelhaltung angeht.... Sicher sind (mindestens) 2 Tiere noch kein richtiges Rudel, aber trotzdem sind 2 wesentlich besser als eine alleine gehaltene Ratte. In Eurem Forum formuliert ihr das ja nicht anders
emil-Aussage: "Ratten benötigen kein Heu. Sie dürfen es, aber sie brauchen es nicht und man darf es ihnen nur unter der Bedingung geben, dass man das Heu vorher 3 Tage lang einfriert um evtl. vorhandenen Milben abzutöten." Diese Aussage ist grundlegend falsch! Milbenarten gibt es sehr unterschiedliche! Milben, die VIELLEICHT in Heu leben und sich dort ernähren weil sie in der Lage sind, Zellulose zu spalten, sind reine Pflanzenfresser und in der Regel frostfest Solche Milben können weder mit einem Menschen noch mit einer Ratte etwas anfangen, geschweige denn auf sie übersiedeln und sie schädigen!!! Das, was Heu aber problematisch macht, ist eine falsche Lagerung und die dadurch bedingte mögliche Besiedelung mit Pilzsporen. Die Pilze erzeugen Stoffwechselprodukte, sogenannte Aflatoxine, und diese Stoffe sind stark leberschädigend, egal ob sie eingeatmet oder gefressen werden. Heu muß also immer frisch sein und darf auf keinen Fall in geschlossenen Plastiktüten gelagert werden, weil dadurch der Pilzbefall (unsichtbar) rapide ansteigt!! Die sensible Rattennase nimmt solche Partikel sehr gut wahr und die Ratte wird solch stark belastetes Heu weder fressen noch zum Nestbau verwenden. Heu lagert man am besten in luftigen Behältnissen: z. B. in einem Korb oder Kopfkissenbezug. Schlecht müffelndes Heu ist schnellstens zu entsorgen, weil es über die Atemluft auch für den Menschen krankmachend wirkt.
Kindereignung: Meiner Erfahrung nach kommen Kinder ab ca. 10 Jahren durchaus gut mit Ratten zurecht (die einen mehr, die anderen weniger). Es ist selbstredend, dass man einem Kind die Tierpflege nicht völlig alleine überlässt und immer durch die Eltern begleitet werden muss! Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz sieht das genauso
Dass man keine chem. Reinigungs- und Desinfektionsmittel verwenden soll, hatte ich geschrieben, wurde aber vielleicht von Euch im Eifer des Gefechts überlesen?
Auf den Rest möchte ich nicht weiter eingehen, denn die Punkte halte ich für absolut zweitrangig.
Mein Hauptproblem immoment ist, dass ich meine pdf's mit den Haltungsempfehlungen derzeit nicht ändern kann, weil mein altes pdf-writer-Programm nach einem PC-Crash auf meinem neuen Vista-Rechner nicht mehr läuft. Ich muss mir also erst jemanden suchen, der noch WIN 2000 oder XP installiert hat und mich meinen pdf-Writer installieren lässt. Solange stehen die pdf's auf meiner HP nicht mehr zum Download bereit
So, das war jetzt ein halber Roman. Weiter werde ich dazu nichts mehr schreiben, weil ich wichtigere Aufgaben zu bewältigen habe!
Ich wünsch' Euch noch fröhliches Diskutieren und schicke an alle Rattis und ihre Besitzer viele liebe Grüße
Eva, eine engagierte und sdeit 30 Jahren um das Tierwohl bemühte Zoofachhändlerin!
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